Jörg Maier und Ralf Vogel im Interview: Einblicke in das neue DIANA-T Dashboard

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Die Mischung macht’s: Im Konsortium DIANA-T arbeiten kleine und mittlere Unternehmen, Institutionen und Forschungspartner Hand in Hand für beste Ergebnisse. Einer der ersten Prototypen kommt von Original Landreisen AG und Land in Sicht AG, zwei Akteuren aus dem Schwarzwald. Unsere Redakteurin Sina Heider (difgl) hat Jörg Maier (Original Landreisen) und Ralf Vogel (Land in Sicht) zu den Zielen und Besonderheiten des neuen Tourismus-Dashboards interviewt.

Was ist das Ziel des Tourismus-Dashboards und warum braucht es datenbasierte Entscheidungsgrundlagen im Tourismus?
Das Ziel des Tourismus-Dashboards ist es, Akteuren im Tourismus fundierte, aktuelle und verständlich aufbereitete Daten zur Verfügung zu stellen, um Planung, Steuerung und Kommunikation zu verbessern. In einem komplexen Umfeld, in dem sich Gästeverhalten, klimatische Bedingungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen schnell verändern, sind datenbasierte Entscheidungsgrundlagen unerlässlich. Sie helfen dabei, Angebote gezielter zu steuern, Ressourcen effizienter einzusetzen und auf Entwicklungen proaktiv zu reagieren – statt nur retrospektiv zu analysieren.

Welche Herausforderungen adressiert ihr mit dem Prototyp und wie hilft das Dashboard konkret bei Planung und Steuerung?
Insbesondere die Fragmentierung von Informationen und die mangelnde Übersicht über relevante Einflussfaktoren im Tourismus stellt uns vor Herausforderungen. Viele Daten liegen zwar vor – etwa zu Wetter, Auslastung oder Mobilität – werden aber nicht gebündelt und nutzerfreundlich dargestellt. Diese Daten möchten wir zusammenführen und auswerten. Das Dashboard hilft, diese Informationen zu zentralisieren und in Echtzeit zugänglich zu machen. So können zum Beispiel Gemeinden oder Gastgeber:innen frühzeitig auf Nachfragetrends oder klimatische Bedingungen reagieren, Veranstaltungen besser planen oder Ressourcen gezielt einsetzen.

Welche Datenquellen wollt ihr einbinden und wie sieht der Strand in der Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut aus?
Aktuell prüfen wir die Integration folgender Datenquellen: Wetter- und Klimadaten, Ferienkalender, Veranstaltungskalender und Besucherzahlen. In einem weiteren Schritt sollen, Beherbergungszahlen und Mobilitätsströme (z. B. Parkraumauslastung) hinzugezogen werden.
Mit dem Fraunhofer-Institut stehen wir im Austausch zur konzeptionellen und technischen Ausgestaltung des Prototyps, insbesondere im Hinblick auf die Anbindung lokaler Datenquellen und Fragen der Interoperabilität. Dabei zeigt sich, dass bestehende Ansätze wie GAIA-X in der praktischen Umsetzung an gewisse Grenzen stoßen, etwa hinsichtlich Flexibilität und Geschwindigkeit.

Wie kann das Dashboard unterschiedliche Akteure (Hotels, DMOs, Gemeinden etc.) zusammenbringen und befähigen?
Durch die gemeinsame Nutzung eines zentralen, modular aufgebauten Dashboards entsteht erstmals eine datenbasierte Gesprächsgrundlage zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Jeder Partner sieht die Informationen, die für ihn relevant sind. Damit wird Zusammenarbeit nicht nur erleichtert, sondern auch transparenter und nachvollziehbarer. Ziel ist es, ein gemeinsames Lagebild zu erzeugen, das zur besseren Koordination und strategischen Ausrichtung beiträgt.

Was sind konkrete Anwendungsfälle, die ihr für die spätere Umsetzung im Blick habt?
Wir orientieren uns stark an den Nutzerbedürfnissen: Welche Fragen stellen sich Touristiker:innen im Alltag? Welche Entscheidungen hängen von welchen Daten ab? Daraus leiten wir ein schlankes, erweiterbares Datenmodell ab. Bei der Visualisierung setzen wir auf Klarheit und Interaktivität – Dashboards sollen schnell erfassbar und zugleich tiefenanalytisch nutzbar sein. Zudem achten wir darauf, dass Daten kontextualisiert werden, also nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit anderen Entwicklungen angezeigt werden.

Einige konkrete Use Cases sind:
Für Leistungsträger

  • optimierte Kapazitätsplanung (Personal, Einkauf etc.)
  • Erhöhung der Auslastung durch gezielte Angebote in schwachen Zeiten
  • Minimierung von Leerständen und Last-Minute-Rabatten
  • Potenzial für bessere Preisgestaltung basierend auf erwarteter Nachfrage  

Für Tourismusregionen und Destinationen

  • effektive Steuerung von Besucherströmen und Vermeidung von Overtourism 
  • gezielte Verbesserung der touristischen Infrastruktur
  • Unterstützung bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten 

Für Reisende & Gäste

  • bessere Reiseplanung durch Information über erwartete Auslastung
  • qualitativ bessere Erlebnisse durch geringere Wartezeiten und weniger überfüllte Orte 

Welche Überlegungen fließen gerade in die Definition der Datenmodelle und Visualisierung?
Wir orientieren uns stark an den Nutzerbedürfnissen: Welche Fragen stellen sich Touristiker:innen im Alltag? Welche Entscheidungen hängen von welchen Daten ab? Daraus leiten wir ein schlankes, erweiterbares Datenmodell ab. Bei der Visualisierung setzen wir auf Klarheit und Interaktivität – Dashboards sollen schnell erfassbar und zugleich tiefenanalytisch nutzbar sein. Zudem achten wir darauf, dass Daten kontextualisiert werden, also nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit anderen Entwicklungen angezeigt werden.

Was war bei der Entwicklung bisher besonders herausfordernd oder überraschend?
Die größte Herausforderung ist die Heterogenität der Datenquellen – in Bezug auf Format, Qualität und Aktualität. Überraschend war, wie groß das Interesse bei lokalen Akteuren ist, obwohl viele zunächst Berührungsängste mit Daten haben. Sobald der Nutzen klar wird, wächst die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung deutlich. Auch die Erkenntnis, dass einfache Visualisierungen oft wirkungsvoller sind als komplexe Analysen, hat uns in der Entwicklung beeinflusst.

Wie fügt sich euer Prototyp in das DIANA-T-Vorhaben ein, insbesondere mit Blick auf datengetriebene Innovationsstrategien?
Unser Prototyp ist ein zentraler Baustein zur Operationalisierung der datengetriebenen Innovationsstrategie von DIANA-T. Er zeigt exemplarisch, wie datenbasierte Werkzeuge praxisnah entwickelt und getestet werden können. Zudem schaffen wir eine technische und konzeptionelle Grundlage, auf der sich weitere Tools und Anwendungsfälle aufbauen lassen. Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zur digitalen Transformation im Tourismus – sowohl lokal als auch als Blaupause für andere Regionen.